Reisetagebuch

28 December 2008

india


mit dem scooter auf der landstrasse fahren, das ist wind im haar und staub und abgase. ich weiche heranrrauschenden bussen aus und schwerbeladenen lastern, ich lasse kühen, hunden und ziegenherden die vorfahrt, ich bremse, wann immer es ein bisschen eng wird, da ja sonst kaum einer bremst, alle hupen nur und denken, dass das hilft beim schnell durchkommen. ich hupe auch oft beim überholen von fussgängern, fahrradfahrern oder anderer mopeds, da das die art und weise ist, wie die menschen strassenverkehr hier gewöhnt sind, sie wissen dann, ah da kommt einer, sie machen dann keine unerwarteten schwenks und werden so die angewohnheit nach hinten oder in den rückspiegel zu schauen wohl nie entwickeln müssen. deswegen sind vielleicht auch die hupen je lauter, je grösser das vehikel ist und je weniger willig zu bremsen der fahrer, so dass die vorderen wissen, was sie erwartet. und die grossen laster und busse sind wirklich schrecken der strasse. man muss ihnen aus dem weg, das ist gar keine frage und manchmal muss man ganz von der strasse runter und auf den sandstreifen fahren, wenn sie einem auf der eigenen seite entgegenkommen, da ihre fahrseite zu viele löcher hat für die schnellstmöglichste geschwindigkeit. naja sie warnen mich ja, das hupen ist das brüllen der könige der strasse und so eine kleine ameise mit scooter wie ich es bin sollte sich dann ohne falschen stolz besser dünnmachen. sie fahren wie die teufel, es sieht manchmal so aus, als würde dieser vollbesetzte buss zur seite kippen, wenn der fahrer das lenkrad rumreisst, nach einem überholmanöver kurz vor einem entgegenkommenden anderen herandröhnenden bus...
es ist kein harmloses spiel, aber es macht spass.

und so ist es krank zu sein: nachts ist mir schlecht, ich liege mal schwitzend, mal frierend in meinem bett unter dem moskitonetz, kann nicht schlafen und beobachte jede regung in meinem inneren. ich weiss nicht, was ich falsches gegessen oder getrunken habe, aber irgendwas passt meinem körper gar nicht, da ist ein tumult in den eingeweiden, murren, knurren, plätschern, rumpeln... und irgendetwas muss rausgespühlt werden, was dann auch am frühen morgen eindrucksvoll passiert. auf diese körperreaktion kann ich mich verlassen. mehr als eine banane zum frühstück kriege ich nicht runter und mir diese kleine banane einzuverleiben dauert fast zwanzig minuten. dann versuche ich zu schlafen und da mein kleines haus direkt neben einer baustelle steht, platzt mir bald der kopf vom baulärm. jede stimme, jedes motoren und maschinengeräusch ist irgendwie fünfmal lauter als gestern. als ich mich dann entschliesse mir ein anderes zimmer geben zu lassen, falle ich laksmi fast in die arme, alles dreht sich, mir ist schwarz vor augen, mein kreislauf hätte wohl mehr als eine banane gebraucht... laksmi bettet mich in ihrem zimmer, gibt anweisungen, einen anderen raum für mich zu räumen und nach zwei stunden herumdösen und einer weiteren banane zum lunch, ziehe ich um, schlafe den ganzen nachmittag in meinem neuen zimmer weit weg von der baustelle und am abend gehts dann schon wieder besser, ich habe heisshunger und esse.
02:25:46 - ulrika -

22 December 2008

poem by rumi


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“This is love:
to fly toward a secret sky, to cause a hundred veils to fall each moment.
First to let go of life. Finally, to take a step without feet.”

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05:56:59 - ulrika -

16 December 2008

tiruvannamalai

die welt ist einfach, wenn ich mich so umschaue, hier in einem kleinen cafe an der hauptstrasse von tiruvannamalai. holzplatten auf ziegelsteinen machen einen tisch, drum herum liegen dünne strohmatten und ein paar längst durchgesessene kissen. die dachkonstruktion aus bambustangen ist bedeckt mit geflochtenen palmblättern, lebensraum der geckos, blanke glühbirnen hängen am kabel, der anschalter für diese ist mit klebeband befestigt. die fenster sind mit moskitonetzen verkleidet, nicht verglast. und so gibt es keine wirkliche grenze zum draussen, dieser raum ist offen und durchlässig. der lärm der hauptstrasse, die gerüche, die heisse luft, trommelwirbel und knaller, alles durchdringt alles.
so ist innen wie aussen, aussen ist innen.
und so ergeht es den menschen hier, für viele reisende bedeutet indien diese vermischung von innen und aussen. es kann ersteinmal schwierig sein, was da entdeckt wird. längst verfestigte fassaden können nicht mehr aufrecht erhalten werden, da ihre falschheit offensichtlich wird im indischen licht, die dinge kommen auf den tisch, blank wie die glühbirne am kabel, die auf sie scheint, ohne verschönerung, blossgelegt, transparent - as it is
es wird klar, wenn man sich selbst nicht entspricht, wenn zuviel gewollt ist oder versucht wird - das unpassende darin. es wird klar, wenn unmittelbares zurückgehalten wird, wenn die spontane reaktion nicht zum ausdruck kommt, alles wird deutlich, die intention, die angst, die blindheit und ignoranz, das subtile spiel der manipulation, das verschrobene, versteckte, das in sich gefangene, das in der eigenen vermeintlichen wichtigkeit stecken gebliebene.
indien ist wie das kind der welt, das verrückt ist in seiner unmittelbarkeit und direktheit, in seiner spontanität ehrlich, roh und bar aller unnötigen extras. dieses verrückte kind der welt ist in gewissem sinne das einzig normalgebliebene leben. menschen kommen hier her und wollen das land entdecken, doch die grösste entdeckung die sie machen ist die ihrer selbst. indien beeindruckt, schockiert und begeistert jeden der hierher kommt, aber vor allem verändert es.
01:08:24 - ulrika -

sharja airport

nach einer nacht im flugzeug, in dem ich aus nervosität nicht eine minute schlafen konnte, warte ich jetzt hier vom frühen morgen an bis in die nacht auf meinen anschlussflug. sharjha airport in the UEA. es gibt nicht viele optionen: im cafe für viel geld essen und trinken, kurze strecken vom anfang bis zum ende des gebäudes ablaufen, auf stühlen und bänken sitzen und zwischen den stühlen und Bänken liegen, jedenfalls in dem einen mit teppich belegten wartesaal, in dem das auch tagsüber erlaubt ist. hier campieren menschen aus aller welt, aber vornehmlich aus der arabischen welt, kreuz und quer, inmitten ihrer tüten und taschen und schuhe und schlafen, und ich bin begeistert. es ist ein bisschen diese verletztlichkeit der menschen im schlaf, die sich hier den augen aller vorbeilaufenden offenbart, wenn dann der eine respektable ältere herr im schlaf seine hand ganz entspannt im schritt liegen hat, oder die frauen, wie sie etwas zerknirscht und völlig zerwurschtelt aufwachen, sich von ihrem lager erheben und um sich schauen...
ich kann nicht wirklich sagen, wo die menschen herkommen, ich kenne mich zu wenig aus, aber da sind asiatisch, arabisch und afrikanisch aussehende und viele verschiedene kleidung. die männer meist weiss, manchmal mit turban, manchmal mit kleiner weisser kappe, manchmal mit bestimmten farbigen tüchern locker um den kopf geschlungen mit einem schwarzen ring herum, das das tuch hält.
was mich am meisten interessiert sind die frauen. vorallem die völlig verschleierten frauen, die trotz der verhüllung eine so schöne erscheinung sind. es sind nicht die hochhackigen schuhe, die unter dem bodenlangen schwarzen gewand hervorblitzen, oder die lackierten finger, oder das kajal um die augen.
es ist etwas anderes, irgendwie eine art selbstvertrauen, eine integrität, ein aufrechtgehen unter schwarzen schleiern. sie faszinieren mich, diese schwarzen schleierwesen, von denen so viele nicht das ganze gesicht und darunter dann noch einige, die nicht einmal das letzte fenster - die augen sehen lassen. trotz dem schleier, der sogar das ganze gesicht verhüllt, empfinde ich die frau darunter als wundersames weibliches wesen, und sie scheint das wenige, das ihr bleibt um sich auszudrücken, zu nutzen, den gang, die gebärden, sie scheint sich den sanften bewegungen des geschmeidigen stoffes, der sie umhüllt bewusst zu sein. dann gibt es die westlichen frauen, die dagegen in ihrer figurbetontheit recht aufgedonnert wirken, mit viel zu engen hosen und shirts und oft lassen sie eigenartigerweise so viel weniger körpergefühl erkennen. die frage der unterdrückung der frauen geht mir durch den kopf. ist die verschleierte frau in ihrer gesellschaft und tradition womöglich oft freier und mehr sie selbst als die westliche frau, die vom gesellschaftsbild und ihrer eigenen vorstellung des frauseins unterdrückt ist, die sich dem schönheitsdiktat unterwirft, sich anpasst an das frausein als eine sexuelle aussage, etwas dem mann zu gefallen suchendes. man kann es nicht verallgemeinern, aber die unterdrückung der frau ist definitiv auf beiden seiten zu finden; im verschleiern der schönheit und genauso und vielleicht viel eindrücklicher im diktat des schönheitsideals.
ich bin in einem eigenartigen geisteszustand, kaum schlaf, das warten in dieser flughafenwelt in der fremde, trotz erschöpfung nervöses flattern im bauch. all diese menschen warten hier, alle helfen sich, die zeit gut zu überstehen. man hilft sich aus mit aufladegeräten, fragt sich von wo und wohin fragen, versucht zu lächeln.
ich kann die vielgerühmte hilfsbereitschaft der menschen nur bestätigen. in den letzten wochen, auf unserem weg immer richtung südosten habe ich sie erlebt. als stark anschwellend, sobald wir aus deutschland raus waren und stetig weiter wachsend. frage jemanden nach dem weg und er lässt liegen, was er gerade tut und bringt dich sofort da hin wo du hinwillst, auch wenn es eine halbe stunde fussmarsch bedeutet. stehst du irgendwo unentschlossen, wird gleich hilfe angeboten, beim einkaufen im supermarkt wurden wir auf die bonuskarte der regelmässigen kunden eingeladen, im restaurant serviert man uns noch drei weitere spezialiäten auf kosten des hauses, um uns mit der lokalen küche bekannt zu machen. die menschen sind sehr aufmerksam. als ich an einer reihe öffentlicher telefone vorbeiging, um zu sehen, ob es münztelefone gibt, die es nicht gab, rennt mir jemand hinterher und gibt mir seine karte, andere rufen gleich für uns von ihren mobiltelefonen aus an und übersetzen für uns, bringen uns zum verabredeten treffpunkt und so weiter....
ich bin oft hin und her gerissen in meiner sicht auf das menschsein ganz allgemein auf diesem planeten. zum einen sehe ich die hilfsbereitschaft, die verbundenheit und die gastfreundschaft, die uns begegnet und zum anderen empfinde ich die menschenmassen der grossen städte als ein schmerzhaftes elend, so viel verschmutzung, so viel stress und krankheit und leid. um was geht es hier für den menschen auf der erde? wer weiss um was, aber mancherorts erscheint es mir trotz menschlicher wärme und liebe wie eine humanitäre und ökologische katastrophe.
01:07:44 - ulrika -

12 December 2008

eine neue richtung

also es ist entschieden. nach 2 wochen in istanbul warte ich nicht länger auf das iranische visum, sondern fliege in zwei tagen direkt nach bangalore, indien. dort nehme ich den bus nach tiruvannamalai und dann die riksha zum anantha niketan ashram. dort angekommen werde ich wahrscheinlich 24 stunden durchschlafen, nach zwei reisenächten ohne schlaf. in drei wochen findet in dem ashram das alljährliche opendharma retreat statt und ich werde das vorbereiten und organisieren.
ich bin ein bisschen traurig, benoit jetzt alleine zu lassen auf dieser reise. ein bisschen traurig auch, weil ich nicht in diese art des reisens reingefunden habe, nicht ganz glücklich damit war. aber ich hoffe, dass er gut durchkommt und wir uns in indien dann wieder treffen.
12:55:34 - ulrika -

11 December 2008

ein paar bilder aus dem orient









14:37:13 - ulrika -

09 December 2008

eine reise ist immer transformierend, ändert die art zu betrachten. in vieler hinsicht, manchmal auch auf überraschende art, manchmal schmerzhaft. gerade gestern ein ganz unerwartetes beben, in einer landschaft, die ich für unerschütterlich gehalten habe. wir haben einen film gesehen, eine gut gemachte komödie aus frankreich. was mich erschüttert hat, ist der fakt, dass dieser film in europa verboten wurde, banned by the EU. ich kann es eigentlich kaum glauben, finde auch keinerlei informationen darüber im internet. aber es sieht tatsächlich so aus, das dieser film, the green beautiful / la belle verte verboten wurde, und das in einer welt, die die freie welt genannt wird. und was zeigt dieser film? es geht um die zivilisationen auf der erde, unsere gesellschaft, die von hochentwickelten menschen eines anderen planeten besucht wird und im film aus ihren augen betrachtet beschrieben wird. es wird auf sehr lustige weise unsere welt hier kritisiert:
was, sie benutzen immer noch das geldsystem?
was, sie benutzten immer noch diese stinkenden autos?
sie ernähren sich immer noch auf diese weise, die es ihnen unmöglich macht, ein langes und gesundes leben zu führen...
sie lassen diese verblödung durch fernsehen zu...
sie haben immer noch nicht gelernt, miteinander zu reden, sich zuzuhören...
was, sie essen fleisch?
... und all diese völlig unsinnigen dinge wie lippenstift (wofür? attraktivität, geliebt werden)
....und so weiter. natürlich bekommt politik und religion, auch kindererziehung ihren teil. es ist ein wirklich guter film, mit viel witz und intelligenz, spannend und vielschichtig, es wird nicht beleidigt, nicht propagandiert. aber er hat seine botschaft, leben mit und nicht gegen die natur, permakultur, vegetarismus und rohkost, erwachtes bewusstsein, boykott der dinge, die den menschen und der erde schaden (alkohol, tabak, pharmazeutika, konsum im allgemeinen), menschwerden... es gibt keinerlei gewaltszenen, oder sex oder drogen, warum ist er verboten? ich hätte nicht gedacht, dass solche wertvollen beiträge einfach verboten werden können, und kann allen nur empfehlen, sich la belle verte anzuschauen. wer sich damit auskennt, kann ihn im internet herunterladen
http://romanovs.info/labelleverte.php
oder es gibt ihn bei youtube in neun teilen, nicht so gute auflösung, was dann nicht so viel spass macht zu sehen, ansonsten wartet am besten, bis wir wieder da sind. ich werde ihn verbreiten!




im park hinterm sultanspalast



mit der fähre überqueren wir gleich den bosporus, um in kadiköy auf der asiatischen seite von istanbul spazieren zu gehen





07:20:17 - ulrika -

06 December 2008

bayram

in der türkei beginnen heute die ferien, viele der menschen, die hier in dieser wohnung in sisli leben, sind schon abgefahren, zu ihren familien, in andere kleinere städte oder auf das land, woher sie ursprünglich kamen. das macht es etwas ruhiger und weniger eng in der wohnung, es sind jetzt fast mehr gäste hier als eigentliche bewohner, da noch zwei deutsche reisende hier angekommen sind.

istanbul ist wirklich ganz und gar eine grenze zwischen europa und asien. es mischt sich das fremdländische mit dem altbekannten, der bazar mit den wolkenkratzern, gewürzmärkte mit büroangestellten, der gesang der muezzin vom minarett fünfmal am tag und shopping center, und überall herrscht der wahnsinnig geschäftige verkehr, in dem man als fussgänger kaum eine chance bekommt, die strasse zu überqueren. ich weiss auch nicht, wieso sie überall die zebrastreifen aufmalen, da sie die ja doch ganz und gar ignorieren und für fussgänger einfach nicht bremsen. es ist ein bisschen eine farce, und sie werden dann weiter östlich in indien wieder ehrlicher, dort gibt es so selten zebrastreifen und wenn es sie gibt, weiss niemand, was sie eigentlich darstellen sollen. ich habe mal gehört, dass es leute in indien gibt, die denken, wenn man auf einem zebrastreifen überfahren wird, bezahlt der staat das begräbnis, oder eher die verbrennung...

15:39:27 - ulrika -

immer noch istanbul

irgendwie fühlt sich diese reise an, als wäre sie zum stillstand gekommen. wir warten auf das iranische visum und haben keinerlei möglichkeiten, herauszubekommen, ob wir einen tag, eine woche oder einen monat warten werden. dazu kommt, dass ich immer wieder meinen zweifelnden und unzufriedenen gedanken nachhänge; ich pendle hin und her zwischen jobsuche hier in istanbul oder in griechenland, zwischen direktem flug nach indien oder doch der landwegsreise nach indien mit benoit. manchmal erlebe ich emotional-mentale berg und talfahrten, dann wieder realisiere ich, dass ich einfach nur hier bin, in istanbul, einfach nur den nächsten schritt mache, und sowieso nicht weiss, was da kommen mag, und so also auch irgendwie keine möglichkeiten habe, mich richtig oder falsch zu entscheiden. wenn ich aber dem leben nicht die hand hinstrecke, wie soll es mich dann führen können.
ein anderer springender affe in meinem kopf ist die angst vor pakistan. nicht meine angst, sondern die anderer, die vielleicht begründet, doch aber nicht umfassend berechtigt ist. die wahrscheinlichkeit, dass wir durch pakistan fahren werden ist gering, aber doch heute noch nicht auszuschliessen, und ich kann mich schwer damit abfinden, dass auf der einen seite ein paar sehr besorgte menschen einen halben herzstillstand bekommen würden und auf der anderen seite, die angst und panik und den druck anderer zu kaufen und mich dem unterzuordnen. vorallem weil wir eben nicht ignorant und naiv sind.
wir werden es sehen, wir sammeln informationen, wir sprechen mit anderen reisenden, werden vorallem im iran, wenn wir denn dort ankommen, mit den menschen sprechen und uns ein bild machen. wir wissen, pakistan ist ein land im chaos und nicht stabil, vielleicht im moment sogar ganz zusammenbrechend, wir wissen, die infrastruktur ist sehr veraltet und es gibt zugunfälle. wir wisen, dass die spannung zwischen den verfeindeten brüdern indien und pakistan mit jedem tag steigt. wir wissen, es gibt gegenden, die sind gesperrt für touristen. aber wir wissen auch, dass es touristen gibt in pakistan, und nicht gerade wenige und auch nicht nur solche, die es absolut nicht vermeiden können, dorthin zu fahren. wir lesen berichte von menschen, die dort reisen, sogar von frauen, die allein unterwegs sind, selbst reisende aus grossbritannien und den usa werden freundlich empfangen. es gibt immer mehrere seiten eines gesamtbildes, und wir werden es herausfinden. wir werden verantwortungsbewusst und mit klarem blick die sachlage abschätzen, und ich glaube, wir sind weit entfernt vom fahrlässig sein in all unseren handlungen. und wir sind auch weit entfernt von der angst, dieser totalen angst, die immer mehr um sich greift.

vor etlichen jahren war ich einmal in afrika. das tropische institut in leipzig hat mir lange berichte zu lesen gegeben, all die dinge, die man vermeiden soll, all die impfungen, die man braucht, all die empfohlenen vorsorgemedikamente gegen malaria. es war einfach zu viel information, und so hatte ich dann auch total vergessen, dass es unbedingt zu unterlassen ist in stehenden gewässern zu schwimmen oder sich auch nur zu waschen wegen verschiedenster parasiten, die einem durch die haut in den körper kriechen. hätte ich es mir gemerkt, ich wäre vor angst vor jeder pfütze davongerannt, so aber, in göttlichem unwissen, badete ich in jedem, absolut jedem stehenden gewässer, es war ja auch so heiss, manchmal verbrachten wir den ganzen nachmittag im wasser, und...? nichts, kein gar nichts, nichts passiert. ich will hier auf keinen fall für göttliche unwissenheit plädieren, aber doch die ratschläge der ämter aus dem licht der absoluten wahrheit nehmen.
09:29:02 - ulrika -

03 December 2008

cay, börek, dürüm, türkischer kaffee

wir probieren alles aus, und warten auf das visa für den iran. auf dem grossen bazar habe ich mir ein kopftuch gekauft, das ich für das passbild brauche.
17:16:23 - ulrika -

02 December 2008

istanbul




wo wir gerade wohnen

seit einigen tagen sind wir also in istanbul.
da wir kein wirklich existierendes reisebudget haben, schlafen wir bis jetzt während der gesamten reise immer bei leuten, die wir über den hospitalityclub kontaktiert haben; hier bedeutet das in einer wohnung im stadtteil sisli, es gibt vier winzige zimmer, in denen sieben leute zusammen wohnen, wir schlafen im flur. so ist das also. oft fragen mich menschen, die es gewohnt sind genug geld zu haben, wie ich das um himmelswillen eigentlich finanziere, das reisen ohne ein einkommen zu haben, so also mache ich es. es ist oft schwierig, schwierig mit den oft (aber nicht immer) unkomfortablen verhältnissen zurecht zu kommen und immer wieder an jedem neuen ort irgendwo anzukommen und nicht zu wissen, was mich da erwartet. andererseits ist es eine große berreicherung. es bedeutet die menschen der stadt mitten in ihrem leben kennenzulernen, und es ist unglaublich zu sehen, daß all diese menschen ihren kleinsten lebensraum mit sogenannten fremden zu teilen bereit sind, unbekannten reisenden ihren wohnungsschlüssel überlassen und sich auf das manchmal verlegene zusammen auf dem sofa sitzen einlassen. die bewohner dieser wohnung hier in istanbul haben ein eigenes gästebuch, sie sagen, sie lehnen nie eine anfrage über den hospitalityclub ab, im sommer schlafen manchmal zwanzig leute auf der terasse und unten am klingelschild steht HC.
sie sagen: welcome! and all of ours is yours as well.
so in gewissem sinne finde ich das revolutionär. nicht jeder für sich, bedacht seinen eigenen raum und komfort abzusichern, nicht geldbestimmt, sondern offen, furchtlos irgendwie und grenzensprengend.
06:04:14 - ulrika -