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Reisetagebuch
09 June 2010
sonntagmorgen
die nachbarin ist ein frühaufsteher und ruft uns durch das offene fenster zu, ob wir schon wach sind, sie hat aprikosen für uns. die ersten aprikosen aus ihrem garten, und borgo macht den kaffee für sie in untewäsche...
draussen regnet, donnert und blitz der himmel eine kurze zeit später; nach einer woche hitze so heiss, dass ich mich täglich im fluss abkühlen gehe, ist das wunderbar.
es ist die schönste zeit hier, sagen die Leute. noch nicht so viele touristen, die den fluss bevölkern, noch nicht zu heiss und trocken. alles ist voller blumen, es duftet so gut, und auf zwei wochen strahlend blauen himmel kommt ein regentag.
grillade (grillen)
einen abend an einer privaten stelle am fluss mit der jungen wilden generation der gegend, die einen lkw mitbringen für die musik und selbsangebautes marihuana, und wir essen saucisse im baguette an einem grossen feuer. am nächten abend mit der älteren generation auf der terrase, mit tellern und gläsern, salat und dessert, 15 leute sitzen um den tisch. immer ist der rotwein von jaques dabei, bei ihm abgefüllt in karaffen oder auch einfach in plastikflaschen. und so geht es fast jeden abend, die leute essen zusammen, leben zusammen, gärtnern, ernten und machen marmelade zusammen.
gerade ist der blitz eingeschlagen und hat die internetbox hier ermordet. mein liebster ist ein bisschen blass, weil er mal vom blitz getroffen wurde und das grade so überlebt hat.
im lezard fand gestern eine austellung der schulklasse von roquebrun statt, wo es eine kleine schule mit einer klasse von kindern allen alters und eine lehrerin gibt. die bilder sind unglaublich gut, sie sollten einen preis gewinnen. so werden sie einfach mit limonade und kuchen gefeiert, und es wird geld gesammelt für neue farben.
jeden tag esse ich kirschen. es gibt so viele kirschbäume, und sie sind so voll an früchten, es ist paradiesisch.
ich habe mit matthias, in dessen garten ich in einem alten wohnwagen wohne, zwei esel und zwei pferde transportiert. viel herumgefahren, dans le montagne noir, hoch in die schwarzen berge, wo es viel kühler ist und feuchter. es war nicht so leicht, die tiere dazu zu bewegen in den transporter zu steigen, aber als sie dann letztendlich hier in vieussan in ihrem neuen zuhause, einem grossen feld am fluss mit meterhohem duftenden grass ankamen, sind sie vor freude wild herum gerannt.
ich lerne französisch, jeden tag ein bisschen mehr. manche tage sind gute französische tage, an denen mir mancher satz einfach so - ohne darüber nachzudenken aus dem mund fällt; manche tage sind keine französischen, alle worte tanzen im kopf durcheinander, und das richtige ist einfach nicht zu finden. es ist oft frustrierend, aber die leute geben mir viele komplimente und ermutigung und sind immer sehr geduldig.
ich schaue mich nach einem eigenen platz zum wohnen um, nach möglichkeiten geld zu verdienen auch. es gibt ein kleines haus in den bergen nicht weit von hier, zwischen wein und kirschen, das steht leer und ist bewohnbar. und ein kleines hotel im nächsten dorf will mich als masseur für die gäste.... mal schauen wie es weitergeht.