hier beginnt der sommer. nach der manchmal auch sehr kuehlen, aber kurzen winterzeit und nach dem fruehling, den man daran erkennt, dass die temperaturen einfach perfekt sind, kommt der sommer, der fuer sechs monate so heiss ist, dass ich mich wundere, wie die menschen und tiere das aushalten. wenn ich aus dem haus auf die strasse trete, wird mir schwindlig von der sonne, das licht blendet. es wirkt eigentuemlich still. alles geschieht mit so wenig bewegung wie nur moeglich, diese hitze bringt eine art daemmerzustand mit sich. es gibt ganz ploetzlich keine moskitos mehr, die zeitungen sind voller anzeigen fuer aircondition und an jeder strassenecke werden "coolers" gebaut und verkauft, die einfachere und billigere variante von air condition. wenn ein wind weht, kuehlt es nicht, denn jeder luftzug ist wie ein foen, heisse luft, die den schweiss auf die koerperoberflaeche treibt und die nassen haare in zwei minuten trocknet. mein koerper glueht. wenn ich kaltes wasser ueber ihn giesse, aus einem kleinen schoepfgefaess ueber die schultern, fliesst es heissgeworden an meinen haenden herab. nachts schlafe ich unter einem feuchten tuch.
benoit hatte salzkristalle auf der haut.
tempelszene
strassenszene auf der fahrt raus aus lucknow, wir sind ein ganzer bus voller familie auf dem weg zu einem grossen durgatempel. in diesen tempel kommen vorallem familien, es werden 1-2 jaehrigen kindern das erste mal rituell die haare geschnitten und die frauen haben ausnahmsweise das sagen.
babu mit mamaji, noch nichtsahnend
mit papaji ajay
puja der familienaeltesten
chapatiteig wird vorbereitet und in eine kleine schuessel geformt
dann wird babu mit einfachem messer das haar abrasiert. am anfang ist er noch ueberrascht, dann aber weint er und ist ziemlich ueberfordert von all dem theater um ihn herum.
die haare werden in der chapatischale gesammelt
babu ohne haare, erschoepft von dem ganzen rummel, in neuen klamotten, mit neuer kette und armreifen und kajal unter den augen.
am abend gibt es dann noch ein grosses festessen fuer die ganze verwandschaft und fuer uns fremdlaendische, auf der strasse vor dem haus. babu hat alles vergessen und lacht wieder sein strahlenstes lachen.
irgendwie ganz normales leben, alltaegliches, nur eben in indien. einkaufen auf dem bhootnath market oder amrapali market, kochen, hier in unserem appartment in baba house, zusammen essen, kurz vor fuenf jeden tag eine rikshafahrt zur "class", wo wir dann die anderen treffen (ungefaehr 10 freunde sind auf drei appartments aufgeteilt) und manchmal was besonderes, wie in grosser gruppe ausgehen zum essen begleitet von ghazalmusik (die dann sogar im 5-sterne taj hotel doch nur hindimusik ist). Ich bin beschaeftigt mit tausenderlei kleinigkeiten.
es wird heisser, jeden tag ein bisschen, es sind bestimmt schon 35 grad. es gibt die ersten mangos auf dem markt, noch eher sauer als suess. es ist jetzt papayazeit, die orangenen fruechte haengen schwer an den baeumen.
ajay hat uns eingeladen, holi mit ihm und seiner grossen familie zu spielen, playing holi or playing colors erlebe ich nun schon das dritte mal, diesen verrueckten festtag, den es nur in indien geben kann.
die frauen kommen hier in diesem ruhigen und von wohlstand bewohnten stadtteil auch auf die strasse, sie bleiben allerdings unter sich, und sind sanft und liebevoll mit den farbpulvern, sie wuenschen sich und uns alles gute, beruehren sich gegenseitig die fuesse.
hier die aelteren maenner, die singen und tanzen, wohl ein bisschen beschwips sind, aber gutmuetig und froehlich. die jungen maenner sind meistens sehr wild, frauen und maedchen sollten nicht zu nah kommen. es gibt waehrend holi immer auch randale, zerstoerung und gewalttaten. manche benutzen sogar diesen chaotischen morgen des festtages, um sich gegenseitig umzubringen.
ajays juengster sohn, bis jetzt babu genannt, was soviel wie baby heisst. in indien haben kinder mehrere namen, entsprechend ihres alters und erst spaet wird der wirkliche name benutzt. babu werden in einer rituellen zeremonie in einem tempel bald das erste mal die haare geschnitten.
wir alle mit ajay, kurz bevor dann ajays juengerer bruder den farbeimer nahm, an dem wir unsere spritzpistolen aufgeladen haben, und den inhalt insgesamt ueber mir ausschuetten wird.
kussum, ajays frau noch ganz nass und voller farben, Karen und ich schon nach dem bad und in neuen chikankurtas, spezielle kleidung von lucknow. jeder von uns bekam einen dress like this von ajay.