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Reisetagebuch
24 December 2007
heute
21 December 2007
auroville im regen
wir sind in auroville, wieder hier, wo uns vor drei jahren die tsunamiewelle die ungeheure kraft der natur ins bewusstsein gespuehlt hat. und wieder wasser. diesmal ist es nicht eine kurze und heftige welle des meeres, sondern ein langanhaltender und heftiger, alles langsam durchdringender regen des himmels. es schuettet, es regnet wie aus eimern, die ganze nacht, den ganzen tag, die ganze nacht... eine kurze regenpause wird sofort genutzt, um irgendwohin zu kommen (wo man dann, blick in den himmel auf die naechste pause wartet), schlammbespritzt endet jede motoradfahrt, die wege hier aus rotem sand verwandeln sich in rote fluesse, schuhe kann man gleich zu hause lassen. durch das manchmal knoecheltiefe wasser einiger wege watend denke ich an die vielen ueberschwemmungen, die in der regenzeit tropischer laender eben dazugehoeren. die luft ist so feucht, nichts hat die geringste chance zu trocknen oder einigermassen frisch zu bleiben, die eigenen klamotten, das laken auf dem bett, alles ist klamm, klebrig und muffig. unser zimmer hat natuerlich wie so viele raeume hier grosse fenster ohne glas, offen, nur ein moskitogitter zwischen dem feuchten aussen und dem deshalb genauso feuchten innen. das ist gut fuer die luftzirkulation in den ueberwaeltigend heissen sommern, nicht so gut in der regenzeit. heute ist ein sonnentag zwischen den regentagen, das heisst sachen waschen, in die sonne legen, endlich mal wieder alles auslueften und mit etwas glueck ganz trocken kriegen, was nicht so einfach ist, da die luftfeuchtigkeit enorm ist.
vielleicht war das auch der letzte grosse regen, die regenzeit ist ja eigentlich laengst vorbei.
(ein paar tage nach dem regen und nach dem lesen einiger zeitungsseiten realisieren wir, dass sogar diese drei tage stroemenden regens hier in indien eine mittlere katastrophe bedeuten. in chennai, der naechstgroesseren stadt hier, frueher madras genannt, sind 49 menschen umgekommen, bruecken zusammengestuerzt, ueber tausend huetten und viele viele strassen zerstoert und stadtteile komplett ueberflutet...)
waehrend des grossen regens und sturms sind benoit und ich an den strand gegangen und haben das meer beobachtet. der himmel und das wasser hatten die gleiche lichtgraue farbe, und beides war aufgeladen mit gewaltiger naturkraft. das meer so aufgewuehlt und unbaendig, riesige heftige wellen stuerzten sich ans ufer, mit schaum und sand vermischt. die luft war voll von salzigem regen. die riesige masse des wassers in so starker bewegung zu sehen, war sehr beeindruckend. die wiederholung der gewaltigen wellen, die ans ufer krachen, zerbrechen, sich zurueckziehen um sich wieder aufzumaeumen...
benoit wollte ins wasser, was mich ein bisschen aengstlich gemacht hat. das hat sich dann aber ganz schnell erledigt, er konnte gar nicht rein, die ruecksogkraft der wellen hat ihm einfach die beine weggezogen, und die heranrollenden wellen haben ihn derart umgehauen, dass er gleich wieder herauskam, voller sand in den haaren.
ich geniesse die zeit hier, trotzt der feuchtklebrigen allgemeintextur. auroville ist ein sehr komplexer, vielschichtiger und oft auch fragwuerdiger ort, spannend und inspirierend.