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Reisetagebuch
30 April 2005
bhimtal
wir sind im bhimtal, einm kleinen oertchen um den bhimsee herum in einem katholischen convent. es leben ein paar schwestern hier, frauen aus verschiedenen gegenden indiens.
und ich dachte immer, das leben als nonne ist ernst, schwer und voller entsagung. ganz im gegenteil! diese wunderbaren frauen sind immer nur am lachen und kichern, machen sich einen riesenspass aus allem. vor allem gemma, eine unserer meditationsteachers, ist voellig unbefangen und redet mit ihnen wie mit kindern, bringt sie staendig zum lachen. gemma kommt aus einem spanisch christlichen background und meinte, sie kennt viele convents. wir anderen sind etwas befangen.
es gibt das haupthaus, unser kleines retreathaus etwas oberhalb und rundherum garten mit blumen und gemuese, kaum ein stueck erde ist nicht bepflanzt. es ist nicht so abgelegen wie in sattal, ich muss mich wieder an strassenlaerm gewoehnen, der vom see hochklingt.
seit zwei tagen sind wir fleissig am vorbereiten, so dass morgen zwanzig leute kommen koennen und sich fuer zwei monate wohlfuehlen. es gibt dreierzimmer, die benoit und ich meisterhaft(!) abtrennen in kleine einzelzimmer mit leinwaenden, die wir spannen.
its fun...
ich bin gespannt, was kommen wird, auf jeden fall aber kein computer mehr bis juli.
so wuensche ich allen, die das hier lesen, ein wundervolles leben im leben mit viel lachen.
bis bald
ajay, gemma und jaya - unsere lehrer
chili
27 April 2005
himalayaschnee
wir sind hochgeklettert!
erst mit dem jeep kurve um kurve die berge hoch, dann schritt um schritt in doerfer, wo nur noch die esel den reis transportieren, und dann weitergestapft durch den schnee. es war sehr anstrengend, aber es ist doch erstaunlich, wie weit der mensch kommt durch die kraft seiner beine und fuesse. kilometer um kilometer und wenn ich mich umdrehe, sehe ich wo ich am morgen losgelaufen bin und kann es kaum glauben.
die natur ist berauschend, regenwaelder durchzogen von wasserlaeufen und faellen, die steine, aus denen der weg befestigt wurde, glitzern in der sonne wie silber und gold. der fruehling creiert blueten und frisches gruen, es geht immer aufwaerts, es wird kuehler, das wetter unbestaendiger, und die hohen weissen berge ruecken naeher und naeher. immer weniger menschen leben immer einfacher. sie haben so viel harte arbeit zu tun, und sind doch so guter dinge, die kleinsten kinder helfen, was sie koennen. es wird auf feuer in lehmoefen gekocht, und am abend die glut in ein metallbecken getan, um die fuesse zu waermen.
die haeuser sind aus stein und lehm und holz, die kuechen draussen unter einem schwarzverrussten dach, das essen ist reis und linsen und soja, auf den letzten feldern waechst eine getreideart, aber kein gemuese mehr, von fruechten kann ich nur traeumen.
die uns auf dem weg, den wir hochklettern begegnen, fragen: pindarigletscher? wir sagen ja, benoit mehr enthusiastisch als ich, und wir hoeren, das der weg noch nicht wirklich begehbar ist, unter schneefeldern begraben, denn dieser winter brachte so viel schnee wie in den letzten fuenfzehn jahren nicht. wir sind die ersten touristen dieses jahr, die es trotzdem schaffen, mit der hilfe von jai, der erst unsere kraxe auf seinen ruecken nahm, weil unsere fuesse zu muede waren und uns dann durch den schnee bis zum zeropoint, dem dead end brachte, dahin, wo es nicht weitergeht, wo hunderte meter hohe moraenen steil abfallen und der gletscher zu sehen ist. in 3800 meter hoehe endet der weg. entlang des trails gibt es staatliche resthaeuser, in der saison besetzt von zwei maennern, die das essen kochen.
und ganz oben, mitten im schnee lebt ein swami in einem steinhaustempel, der es diese jahr das erste mal geschafft hat, den winter dort zu verbringen, was er sich immer gewuenscht hat, komplett eingeschneit, ohne eine menschenseele fuer monate, ohne weg zurueck. anfang april kamen die ersten freunde, um nachzusehen, ob er ueberlebt hat und er hats geschafft. es ist unglaublich fuer mich, die soviel gelitten hat wegen der kaelten fuesse nur fuer zwei tage. der swami hat fuer uns ein warmes essen gemacht, wir haben den gletscher gesehen, sind im schnee herumgerutscht und haben uns auf den schwierigen rueckweg gemacht, durch steil abfallende schneefelder.
jetzt sind wir zurueck im sommer, in sattal.
(die photos kommen wahrscheinlich erst juli auf benoits webseite, die connection hier ist miserabel, wenn ueberhaupt existent...)
morgen werden wir mit ein paar freunden ein kleines haus hier in den bergen beziehen, wo wir die naechsten zwei monate verbringen werden. fuer diese zeit sind benoit und ich eigentlich nach indien gekommen, um in der gesellschafft von lieben menschen abgeschieden vom trubel das leben zu geniessen, um das zu tun, was wir lieben zu tun.
und die beste nachricht: die mangozeit hat begonnen, ich esse jeden tag mindestens ein kilo dieser goettlichen fruechte...
17 April 2005
sattal
sat tal heisst sieben seen, alle sieben kenne ich nicht, eigentlich nur den einen kleinen, den wir hier ganz fuer uns haben. es ist komisch, komplett angezogen schwimmen zu gehen, aber das ist so in indien. das wasser ist kalt und klar, die oberflaeche des sees jeden tag anders.
es ist wunderbar, ich merke einmal wieder wie wichtig natur fuer mich ist, wie essentiell. in einem wald zu sein, mit erde unter den fuessen und viel himmel ueber dem kopf, wasser, das seinen eigenen weg fliesst, das ist fuer mich leben in der schoensten form. es ist magisch, die vogellieder am fruehen morgen zu hoeren, ihre maerchenhaften federgewaender in allen farben zu bewundern, den wind zu spueren wie er durch das tal streicht, zusammen zu sein mit stillen baumwesen, rauschenden wasserfaellen, tageszeiten, stimmungen, den tieren und menschen, die lauschen, riechen und inspiriert sind.
die meissten menschen, die fuer das retreat hier waren, sind schon wieder abgefahren, viele nach delhi zum flugplatz und dann fliegen sie in alle himmelsrichtungen, wir bleiben noch, wir haben keine eile.
es gibt die idee, einen ausflug in die berge zu machen, richtung nanda devi, ein siebentausend meter hoher bergriese. in ein paar tagen brechen wir auf, wenn wir uns losreissen koennen.
03 April 2005
angekommen
hier wo ich die naechsten zweieinhalb monate verbringen werde, in den bergen bei nainital. es ist wunderschoen, wald, kuehle, stille, klare kalte seen all around, affen in den baeumen, schmetterlinge im licht, so frische kiefernluft, kleine doerfer und versteckte kleine paradiese. in einem dieser orte, einem christlichen ashram mitten im wald, umgeben von sieben seen, sind wir untergekommen und helfen ein bisschen das naechste retreat vorzubereiten. in ein paar tagen reisen fuenfzig leute an.
es gibt zwei und vierbettzimmer, sehr komfortabel in frisch renovierten gebaeuden, es gibt einen grossen speisesaal wie ich es mir im kloster vorgestellt habe, tische in reihen mit holzbaenkchen, einem riesigen kreuz an der wand und traurigen jesusbildern. warum ist das christentum so deprimierend? so auf leid ausgerichtet, suende und martyrium, naja. die oberschwester, eine kraftvolle aeltere inderin ist gut drauf, lustig und sehr praktisch.
meditiert wird in der sogenannten chapel, einem schoenen runden raum auf einem kleinen huegel mit fenstern, durch die man in alle richtungen blicken kann.
ich bin froh, aus der stadt raus zu sein, geniesse die natur, dehne mich aus, und freu mich auf die stille.