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Reisetagebuch
27 March 2005
happy holi
zurueck in varanasi, in der hitze der ebene, es ist fast vierzig grad, steigend...
wir kamen in time zurueck, for playing holi, eins der verruecktesten festivitaeten in der welt. zum vollmond zum fruehlingsanfang wird holi verbrannt, das ist eine den menschen nicht wohlgesonnene hexe aus den alten geschichten. es werden um mitternacht ueberall auf den strassen riesige feuer angezuendet.
und am naechsten morgen wird holi gespielt. das heisst, jeder bewirft jeden mit wasserbomben voll an farben, pumpguns (wasserspritzpistolen) werden in farbeimern aufgefuellt und vom dach auf die vorbeigehenden ausgeleert. kaum einer kommt davon, ohne in farben gebadet zu werden. pitschnass und bunt ergeht es fast jedem. und so gehts: das farbpulver in den haenden, ein paar tropfen wasser darauf, verrieben, dem freund ins gesicht geschmiert, HAPPY HOLI und dann umarmen sich die menschen. in varanasi ist diese celebration nicht so ganz familienfreundlich. frauen spielen unter sich auf dem dach frueh am morgen, auf die strassen werden sie nicht gelassen und auch mir wurde von vielen seiten (indischen) angeraten, bloss nicht das guesthouse zu verlassen. denn dieser vormittag im jahr ist der moment, in dem erlaubt ist, durchzudrehen, verrueckt zu sein, haltlos, unbaendig und wild und die maenner in varanasi sind dies sehr, sie bruellen und schreien, fluchen und beschimpfen sich, reissen anderen die durchtraenkten klamotten vom leib, alles hat auch einen sexuellen touch, sie tanzen aufreizend, sehr aufreizend, sprechen woerter aus, die sie sonst nichtmal denken...
es war sehr lustig im OMguesthouse, die gaenge schwammen, die weissen waende bespritzt, das dach und untem am boden alles pink und lilagetraenkt, und vorallem die menschen, kaum wiederzuerkennen.
spaeter gehen die meissten zum fluss um sich zu waschen. ueberall schrubben sich die leute die gesichter, es geht nicht so einfach raus das zeugs, muetter seifen die kinder ab und die klamotten werden einfach liegengelassen.
der nachmittag und zweite teil des ganzen ist dann lustigerweise ganz anders. in den wochen vorher haben sich alle neue schoene stoffe gekauft und zum schneider gebracht fuer diesen moment. jeder zieht sich seine neuen kleider an, die maenner seidenkurtas, die frauen frischleuchtende sarees, die kinder kleider mit spiegel darin oder was ihnen eben gefaellt und alle laufen auf den strassen, stolz und wie prinzen. jeder besucht seine freunde und verwandten mit beuteln voll farbpulver in den haenden, um sich gegenseitig zu segnen, das heisst ein bisschen pulver auf die stirn zu tun, oder auch ein bisschen mehr im ganzen gesicht, je nach laune. wir sassen am ghat am nachmittag, unsere gesichter in farbschichten mit allen farben versunken, kunstwerke.
wir haben am abend noch einen freund in seinem haus besucht, nachdem wir uns das gesicht gewaschen haben zum x-ten mal. dort wurden uns dann suessigkeiten gegeben und die ehre, zusammenzusitzen an diesem tag.
22 March 2005
eindruecke aus kathmandu
die stupa
rundes
maerchenhafte plaetze
mehr bilder bei benoit
wir haben die mission erfuellt, das neue visa klebt im pass, es hat eine woche gedauert und ein paar nerven gekostet. die indische buerokratie ist ein wildes schlechtgelauntes tier.
und air india ist leider genauso unberechenbar. wir haben einen offenen rueckflug nach varanasi und zum glueck noch rechtzeitig beim travelagent nachgefragt. gerade jetzt streichen sie alle fluege wegen ausbleibendem tourismus und wir haben gerade noch plaetze im letzten flieger gekriegt. der geht nun schon in zwei tagen und die wanderung zum gosaikund faellt leider aus. ich war gerade soweit, mich auf diesen aufstieg so richtig zu freuen.
ein paar der grossen weissen berge habe ich gesehen von der ferne, schwebend ueber den wolken, und es ist sicher der wahnsinn, da hinauf zusteigen. was ich auch in den augen derer sehe, die hierher kommen seit jahren, sich frostbeulen holen, unter hoehenkrankheit leiden und auf lawinen schwimmen, um da zu sein, wo sowenige menschen hingelangen, wo weite, kaelte, duenne klare luft und einsamkeit ist, nach tagen muehevoller kletterei, hinauf aufs dach der welt.
16 March 2005
what to do in katmandu?
es gibt nicht viel zu tun...wir warten aufs visa und schauen uns um in dieser stadt.
es gibt wunderschoene plaetze hier, uralte halbzerfallene steintempel und palaeste mit den feinsten holzverziehrungen an fenstern und tueren. die eingaenge werden bewacht von loewen oder elefanten aus stein: gefluegelte fabelwesen gruessen die besucher mit vor dem herzen aneinander gelegten haenden. es brennen laempchen, es riecht gut nach kraeutern. auf den stufen der tempel kann man sitzen und die kinderbanden beobachten, die geschickt mir fremde murmelspiele spielen oder sich einfach gegenseitig hauen wie ueberall auch.
es ist ruhig, es gibt ein paar soldaten mehr ueberall in der stadt und weniger touristen, sonst merke ich nichts von der politischen notlage des landes. die ladenbesitzer klagen ueber die wenigen einnahmen und ich gebe mir muehe, das ein bisschen auszugleichen. heute habe ich eine warme muetze, wollsocken, eine sonnenbrille und einen rucksack (gefaelschte markenware) gekauft. wir wollen einen aufstieg wagen in die berge trotz eisiger temperaturen da oben.
ich sehne mich nach frischer luft. in diesen staedten ist alles immer so vergiftet und verpestet. in den strassen wird mir manchmal richtig schlecht von den abgasen und das, was von den fluessen, die durch katmandu fliessen, uebrig ist, stinkt noch am meissten. es ist so traurig, zu sehen, wie die erde hier vergiftet ist und wird. what to do?
13 March 2005
katmandu - nepal
wir sind in katmandu, in einem tal im nepalesischen himalaya. das flugzeug brauchte eine halbe stunde von varanasi, der bus braucht zwanzig stunden mindestens fuer vierhundert oder so kilometer. die schneebedeckten berge, die ich von hier aus dem tal sehe sind koeniglich, in ihrer groesse unfassbar und unantastbar, trotz all der trekkingtouristen hier.
wir sind hier wegen einem neuen visa fuer indien, vielleicht auch um einen ausflug in die hoehe zu machen, viertausend, fuenftausend meterhohe berge haben eine enorme anziehungskraft und vorallem die aussicht da oben auf die hoechsten achttausendmeterhohen berge der erde.
das einzige, was diese plaene truebt ist die ungewissheit ueber die situation hier. die maoisten haben grosse teile des landes besetzt und kaempfen gegen den korrupten staat oder den koenig, der anfang februar alleinige herrschaft erklaert hat, die demokratie abgeschafft hat, wie er sagt, um die maoisten zu bekaemfen. oft gibt es blockaden, streiks und auch schiessereien. die touristen werden von allen seiten rausgehalten, weil das arme nepal ausschliesslich vom tourismus ueberlebt dank dieser wunderbaren berge.
wir werden sehen.
maha shivaratri
am achten maerz, anderswo der internationale frauentag, war die nacht shivas in indien. vor allem varanasi ist ein guter platz fuer diese celebration, sowieso shiva everywhere here und die drupad mela, ein festival der klassisch indischen musik. vom abend bis nach sonnenaufgang ungefaehr fuenfzehn konzerte, und das drei naechte lang. die musiker sind meister. meister des gesangs, meister der pakhawaj, dem vorgaenger der tabla, der veena, sarang, und anderer instrumente mit maerchenhaften namen und himmlischen toenen. und die musik, die damit gespielt wird ist unglaublich. mit der zeit und hilfe einiger musikstudenten verstehe ich mehr und mehr davon und es sprengt meine alten dimensionen von musik. manche der spieler legen soviel koennen, gefuehl und bewusstsein in ihre musik, dass mir nicht ein ton verloren geht beim zuhoeren, sosehr nimmt es gefangen.es ist etwas ganz einzigartiges, die klassische musik hier, die melodien multidimensional, die rhythmik so komplex, die person des musikers so kraftvoll und hingegeben, der ort des konzertes oft ein tempel, eintritt zu zahlen gibt es nicht. die zuschauer auf den matten und kissen vor der buehne sind aufmerksam, viele sitzen reglos mit geschlossenen augen und verfolgen jede bewegung der musik, die zeit creiert. in den vorderen reihen rufen die zuschauer den musikern lob zu, zeigen ihre anerkennung, zaehlen die beats mit und reissen die arme in die hoehe, wenn die instrumente sich nach langer zeit endlich wieder auf der eins treffen. ich kann jetzt auch erkennen, ob es 7 oder 12 oder 16 beats sind. meist spielen sie einen raga, eine stimmung, die ruhig beginnt, der saenger allein ohne begleitung, schweift frei umher solang er will, bis er der tabla einlass gewaehrt in die musik, die dann struktur bekommt und den reiz, diese struktur zu dehnen, aufzuloesen. vielleicht gibt er spaeter auch dem tablaspieler raum, zu zeigen was er kann, dann singt der saenger eine einfache wiederkehrende melodie, die die tabla und ihre grossartigen rhythmusspiele unterstuetzt.
eine ganze nacht diese musik zu hoeren veraendert das gefuehl fuer raum und zeit und toene. in der letzten nacht, shivaratri, gab es noch bhanglassi, um die wahrnehmung der realitaet zu verschieben. wow! was fuer musik!
05 March 2005
varanasi
die hitze kommt!
es ging so schnell. es wird jeden tag ein bisschen heisser, der mund durstiger, das licht heller, der fluss verlockender. mittags schwillt der koerper an in der waerme, die alles durchglueht, das blut in den adern scheint stillzustehen, kaltes wasser, das ich langsam ueber die schultern giesse, fliesst heissgeworden von den fingerspitzen. diese art erfrischung haelt nicht lang an. es ist der anfang der heissen zeit und verglichen gegen die temperaturen, in denen ich letzte saison diese stadt verlassen habe, ist es noch gar nichts, trotzdem fangen alle schon an zu stoehnen. es wird noch viel heisser werden, unglaublich heiss, so heiss, dass fliegen und ratten und moskitos sterben und auch menschen. so heiss, dass nichts mehr moeglich ist. alles steht dann still, wer kann geht in die berge. noch ist es nicht so heiss, ich lasse mich noch gern durchgluehen, varanasi ist lebendig, voller leben, nur die mittagsstunden werden verdoest oder in klimatisierten raeumen verbracht.
die wasserbueffel wandern jeden morgen durch die strassen zum fluss, verbringen den tag dort und trotten zurueck, vorbei am chaishop (teestand), wo wir nachmittags um fuenf das nachlassen der hitze zelebrieren.
es ist gut, den tag schon vor sonnenaufgang zu beginnen, der morgen ist wunderbar, und die sonne, surya, steigt steil in den himmel.